f i r m a r e „befestigen, bestärken, ermutigen, bestätigen, tauglich machen, zum Stehen bringen, Stehvermögen schenken“
In vielen Kulturen gibt es Initiationsriten. Da werden die Jugendlichen in Buschhütten geschickt, damit sie dort isoliert von allen anderen fasten und sich mit den „Gespenstern ihrer Seele“ auseinander setzen. Wenn die Jugendlichen diese Prüfung bestanden haben, werden sie feierlich in die Welt der Erwachsenen aufgenommen.
Die Firmung ist ein Sakrament der Initiation. Es will aus den jungen Christen erwachsene Christen machen, die nun Verantwortung für ihr Leben übernehmen und es lernen, zu sich selbst und zu ihrem Glauben zu stehen.
In der Firmung legt der Bischof dem Jugendlichen die Hände auf, damit durch seine Hände hindurch Gottes Geist in Leib und Seele des jungen Menschen eindringt und ihn stärkt. Der Heilige Geist ist ein Geist, der stärkt, der Kraft verleiht. Aber er ist auch ein Geist, der Wunden heilt. In der Firmung sollen unsere Verletzungen, die wir mit uns herumtragen, verwandelt und geheilt werden. Junge Menschen leiden manchmal unter mangelndem Selbstvertrauen. Sie möchten gerne „cool“ sein. Aber sie spüren die innere Unsicherheit. Sie können sie nur mühsam überspielen.
Der Heilige Geist will mich stärken, dass ich zu mir stehe. Der Geist dringt auch in meine Schwächen ein. Sie dürfen sein. Sie hindern mich nicht mehr am Leben. Gerade in meinen Schwächen kann ich meine Stärken entdecken. Dort, wo ich schüchtern bin, bin ich auch sensibel, kann ich andere besser verstehen. Wenn ich mich gerade dort annehmen kann, wo ich meinem eigenen Idealbild nicht ent- spreche, werde ich auf einmal für andere interessant. Auf einmal werden Beziehungen, Freundschaf ten möglich. Ich muss mich nicht mehr hinter meiner Fassade verstecken.
Der Heilige Geist reinigt und klärt. Er durchdringt mein oft so wirres Denken, damit ich klar sehen kann, wer ich bin, wer die andern sind, damit ich die Wirklichkeit so erkenne, wie sie ist. Und der Heilige Geist klärt meine oft so trüben Emotionen und Gedanken, die von den Erwartungen anderer bestimmt werden oder vermischt sind mit den Meinungen anderer.
Der Heilige Geist will mich ermutigen, selbstständig zu denken und mir meine eigenen Gedanken über den Glauben zu machen. Dann werde ich nicht so leicht verunsichert, wenn andere über den Glauben lästern. Ich spüre dann, dass sie nur ihre eigene Unsicherheit damit verdecken wollen. Wenn jemand über den Glauben lästert, dann zeigt er doch auch, dass er davon zumindest berührt ist. Der Heilige Geist will mir gerade in meinem Glauben genügend Selbstvertrauen schenken, damit ich mich nicht so leicht verunsichern lasse.
Der Heilige Geist ist Feuer, das mich wärmt. Das Feuer des Heiligen Geistes durchdringt alle Gegensätze in mir, die Höhen und Tiefen, das Dunkle und das Abgründige. Der Heilige Geist ist wie ein Funken, der zündet. Und er erfüllt mich mit seinen Gaben. Er schenkt mir neue Fähigkeiten. Auf einmal kann ich aus mir herausgehen und auf andere zugehen. Der Heilige Geist legt mir das richtige Wort in den Mund. Ich traue mich, das zu sagen, was ich wirklich denke. Der Geist befähigt mich, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und es zu formen. Er gibt mir Mut, Probleme anzupacken und zu lösen.
Er zeigt mir, was meine ganz persönliche Sendung ist:
Was ist meine ureigenste Begabung? Was kann ich besonders gut? Was liegt mir? Wozu fühle ich mich berufen? Statt immer nur zu fragen: „Was bringt es mir?“, sollte ich mir vielmehr die Frage stellen: „Was kann ich bringen? Wozu bin ich gesandt? Welcher Auftrag wartet auf mich?“
Anselm Grün